- Giraffen
- Girạffen[über italienisch giraffa von gleichbedeutend arabisch zurāfa], Girạffidae, ursprünglich sehr formenreiche und weit verbreitete Familie wiederkäuender, Stirnwaffen tragender Paarhufer mit zwei Unterfamilien: Langhals- oder Steppengiraffen (Giraffinae) und Kurzhals- oder Waldgiraffen (Okapiinae) mit nur noch je einer Art: Giraffe und Okapi, beide in Afrika südlich der Sahara verbreitet.Die Giraffe (Giraffa camelopardalis) ist gekennzeichnet durch einen besonders langen Hals mit dennoch nur sieben (verlängerten) Halswirbeln, einen stark abfallenden Rücken und zwei bis fünf abgerundete, mit Haut überzogene Hörner bei beiden Geschlechtern. Mit einer Scheitelhöhe von bis zu 6 m und der zum Greiforgan spezialisierten Zunge ist die Giraffe wie kein anderer bodenlebender Säuger in der Lage, Zweige und Blätter von den Bäumen zu weiden. Beim Heben und Senken des Kopfes möglicherweise auftretende Blutdruckunterschiede im Gehirn werden vermutlich durch Verschlussklappen in der großen Halsvene vermieden. Giraffen leben gesellig in Rudeln mit Rangordnung. Während Rivalenkämpfe zwischen Bullen durch Aneinanderschlagen von Köpfen und Hörnern ausgetragen werden, werden die schlagkräftigen Vorderhufe nur gegen Fressfeinde (v. a. Löwen) eingesetzt. Giraffen haben keine feste Paarungszeit. Nach etwa 450 Tagen Tragzeit wird ein Junges geboren; die Mutter steht während der Geburt, sodass das Jungtier aus etwa 2 m Höhe auf den Boden fällt.Nach der Zeichnung des Fells bezeichnet man acht Unterarten, u. a. Netzgiraffen mit weißem Netz auf braunem Grund sowie Massai-Giraffen (Weinblattgiraffen, Sterngiraffen) mit breiteren und ausgefransten hellen Bereichen.In vorgeschichtlicher Zeit kamen Giraffen auch im nördlichen Afrika vor, wie Felszeichnungen in der Sahara (um 6000 v. Chr.), v. a. im Tassili, belegen. In Ägypten wurden die Tiere bis etwa 2600 v. Chr. ausgerottet. In griechischer Zeit wurde die Giraffe erstmals um 100 v. Chr. erwähnt, eine Abbildung aus dieser Zeit gibt es jedoch nicht. Eine Sensation war die erste, anlässlich des Triumphzuges Caesars 46 v. Chr. gezeigte Giraffe in Rom. In der Antike hieß die Giraffe wegen ihrer kamelartigen Gestalt und des leopardenähnlich gefleckten Fells »Kamelpanther«, wovon der heutige wissenschaftliche Artname »Camelopardalis« abgeleitet ist. - In der Zeit der Renaissance gab es an vielen italienischen Fürstenhöfen Tiergärten, in denen auch Giraffen gezeigt wurden. Eines der ältesten Giraffenbilder der europäischen Malerei befindet sich auf einer Seitentafel des Triptychons »Garten der Lüste« von H. Bosch.
Universal-Lexikon. 2012.